Amelie

Amelie: Nach einem Jahr in Kolumbien

Ein lachendes und ein weinendes Auge
Jetzt neigt sich ein ganzes Jahr auch schon dem Ende zu. Ich werde Kolumbien und natürlich insbesondere Líbano mit einem lachenden und einem weinenden Augen verlassen. Denn natürlich freue ich mich sehr auf meine Familie, meine Freunde, mein zuhause, meinen Wald in dem ich laufen kann und natürlich auf ein schönes „Schnittchen“; Schwarzbrot mit schön dick Butter, gelbem Käse und Schnittlauch. Aber natürlich bin ich auch traurig, dass ich in zwei Wochen nicht mehr wie gewohnt jeden Mittwoch die Theatergruppe mit den Jugendlichen aus dem Kinderheim habe oder mit Don Roberto den ganzen Tag durch halb Líbano renne um „Reuiones“ (Treffen) vorzubereiten und zu halten.

Der „innere Zirkel“ von Don Roberto


Ich verlasse zwar Kolumbien und die Leute mit denen ich ein Jahr lang gearbeitet
habe, jedoch nehme ich umso mehr mit nach Hause nach Deutschland.
In diesem Jahr habe ich nicht nur gelernt Windeln zu wechseln und mit dem dadurch einhergehenden Geruch umzugehen, sondern ich habe auch gelernt oder besser gesagt mir ist bewusst geworden, wie gut es mir eigentlich geht. Nicht nur auf das Materielle bezogen oder die Möglichkeit zu studieren, sondern auch in Bezug auf mein soziales Umfeld: Meine Eltern. Natürlich habe ich dies alles immer wertgeschätzt, aber auch als normal angesehen, als selbstverständlich. Jedoch ist es nicht selbstverständlich alles studieren zu können, was man möchte (sagen wir bei mir dann mal fast alles, so gut war ich dann nicht in der Schule), jeden Tag Essen auf dem Tisch zu haben, in Urlaub zu fahren oder ein Hobby zu haben. Und es ist auch nicht selbstverständlich Eltern zu haben, die einen lieben, beschützen und in allem unterstützen. Di es ist mir ganz besonders in diesem Jahr bewusst geworden und dies werde ich mit nach Deutschland nehmen, dieses Wissen und ich hoffe , ich werde es nie vergessen.

Vermutlich werden viele die Frage stellen „Und wie wars?“, wenn man zurück kommt und man wir d wohl antworten „gut ja“. Es ist schwer dieses Jahr in einem Wort zu beschreiben, aber eins kann ich persönlich sagen es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Dank diesem Jahr bin ich dann auch zum Schluss gekommen, was ich nicht studieren möchte und was ich studieren möchte. Ich habe durch dieses Jahr gelernt geduldig zu sein, sehr geduldig, sei es mit mir selber, mit den Kindern oder mit der Zeiteinhaltung hier. 😉 Vor allem am Anfang musste ich sehr viel Geduld mit mir selber haben; mit der Erlernung der Sprache, der Arbeit und der Unabhängigkeit. Das heißt alleine zur Arbeit zu gehen, die Wege kennen zulernen und sich zu orientieren.

Ich habe einen komplett neuen Kontinent und ein komplett neues Land und somit eine komplett neue Kultur kennen lernen dürfen. Eine Sprache, die ich zu vor in der Schule nicht besonders mochte, sprechen und lieben gelernt. Jetzt muss ich mich wieder dran geben mein Englisch aufzubessern, zumindest das Sprechen…denn jetzt kommen nur noch spanische Wörter aus meinem Mund, wenn jemand mit mir auf Englisch sprechen will. Mit meinem Spanisch bin ich persönlich sehr zufrieden sprachlich sowie schriftlich . Das „r“ rollen zu können werde ich vermutlich nie schaffen, aber das ist mir mittlerweile auch egal. In der letzten Woche steht noch die Aufführung des Theaterstücks bevor, sowie einige Abschiede. Ich werde einige Leute hier natürlich vermissen, da man natürlich auch Freundschaften geschlossen hat sei es innerhalb oder außerhalb der Arbeit, aber ich hoffe, dass man in Kontakt bleibt und ich denke es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich in Kolumbien war.

Grade die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen werde ich sehr vermisse. Ich hatte das Glück viele liebe Leute kennen zulernen, die mit mir immer alles geteilt haben, obwohl sie nicht viel Geld oder kein Geld haben. Es hat mich besonders beeindruckt, dass die Menschen so wenig zu leben haben und mit mir das Wenige geteilt haben, nicht nur Essen oder etwas zu trinken, sondern auch ihre Zeit. Die Menschen hier haben mir ihre Zeit geschenkt und ich hoffentlich ein bisschen meiner Zeit, meines Lebens.

Ich werde viele schöne aber auch traurige Erinnerungen mit nach Haus e nehmen. Traurig in dem Sinne, dass ich eine Armut kennengelernt habe, die es in Deutschland nicht gibt und Kinder kennen gelernt habe die in unschönen Familienumgebungen wohnen oder keine allzu gute Zukunft haben werden. Jedoch hoffe ich diese traurigen Erinnerungen nicht zu vergessen, um sich klar zu machen, dass man immer auf die eine oder andere Art jemandem helfen kann. In dem man einer Person einfach zuhört und ihr seine Aufmerksamkeit schenkt.

Im Kindergarten

Dies ist mir auch erst in dem Jahr bewusst geworden. Man kann (was uns ja auch von der Organisation im Vorhinein gesagt wurde) nicht die ganze Welt retten, ich denke man kann einfach nur versuchen das Leben einiger durch einfach nur da sein vielleicht etwas heller machen.

Liebe Grüße
Amelie