Natalie

Natalie: Schon mal ein Floß gebaut?

Als ich nach meinem Abitur Anfang September 2013 mit meinem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) in Trägerschaft der Freiwilligen Sozialen Dienste im Bistum Aachen e.V. (FSD) anfing, hätte ich mir nie vorstellen können, ich würde so viel Neues kennen lernen und erleben, wie ich es bisher getan habe. Innerhalb der letzten Monate erfuhr ich nicht nur vieles über die Einrichtung, in der ich arbeite, den Alltag und die Menschen, mit denen ich tagtäglich zu tun habe, sondern auch einiges über mich selbst. Hilfreich waren dabei oft die Kurswochen – von denen es insgesamt fünf innerhalb eines Jahres gibt – bei denen die FSJlerInnen sich untereinander austauschen und etwas über die unterschiedlichen Einsatzstellen erfahren können. Gleichzeitig begleitete der FSD uns so ein Stück in diesem ereignisreichen Jahr. 

Die FSJ-Gruppe Grün, der ich zugeteilt wurde, erschien am Anfang wie ein großer Haufen sehr unterschiedlicher junger Menschen, die wenig Gemeinsamkeiten besaßen – bis auf die Tatsache, dass sie sich alle für ein FSJ entschieden hatten. Doch bereits nach der ersten Kurswoche war dieser Eindruck verflogen, und als ich am Ende der Woche in die Runde sah, sah ich die Gruppe Grün, die in den zukünftigen Kurswochen noch weiter zusammenwachsen und viel Freude miteinander haben sollte.

In unserer dritten Kurswoche bereiteten wir unsere Wahlwoche vor und setzten uns dafür Ziele: Wir wollten unseren Zusammenhalt noch mehr stärken, unser Vertrauen zueinander erproben, lernen, uns ohne Ängste die Meinung zu sagen und uns an unsere Grenzen heranzutasten. Wir überlegten uns ein Projekt, bei dem wir all das erreichen konnten. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie genau wir auf die Idee kamen, ein Floß zu bauen, jedoch noch sehr gut an meine Zweifel, ob so etwas wirklich machbar wäre. Der Vorschlag wurde allerdings von der Mehrheit angenommen, und so beauftragten wir kleinere Grüppchen mit verschiedenen Recherche-Aufgaben. Die Zeit rannte wie so oft dahin, und schon saßen wir wieder im Auto auf dem Weg zu unserer nächsten Kurswoche, diesmal nach Belmicke im sauerländischen Bergneustadt. Wir waren in einem großen, relativ abgelegenen Landhaus untergebracht, das jedoch aufgrund seines idyllischen Charmes jeden von uns für sich einnahm.

Als wir uns das erste Mal zusammensetzten, um uns auszutauschen und zu beratschlagen, wie unsere nächsten Schritte aussehen sollten, wurden wir immer zuversichtlicher, dass wir unsere Ziele erreichen könnten. So fuhren wir los in die Nachbarorte und begannen, nach Holz und Schwimmkörpern jeglicher Art zu fragen. Andere Trupps erkundeten die Gegend und wieder andere kümmerten sich um unsere Verpflegung. Als wir dann bereits am ersten Tag schon viele Erfolge erzielt hatten, freuten wir uns ungemein auf die nächsten Tage. Die großartige Hilfsbereitschaft der Anwohner erleichterte unsere Arbeit beträchtlich. Fast unser gesamtes Material an Holz und Schwimmkörpern wurde uns gespendet oder geliehen, sodass wir recht zügig mit der eigentlichen Arbeit, dem Bau des Floßes, beginnen konnten. Am dritten Tag nahm das Floß bereits Gestalt an und am Morgen des vierten Tages war alles so vorbereitet, dass wir es nur noch zum See transportieren und dort zusammenbauen mussten.

Und dann war es so weit: Wir ließen unser Werk zu Wasser und … es schwamm!!! Sogleich bestiegen die ersten Mutigen das Floß und es hielt auch sie – schließlich standen wir allesamt darauf und bekamen lediglich etwas nasse Füße. 
Es war ein außerordentlich befriedigendes Gefühl, dass etwas, an dem wir alle zusammen gearbeitet hatten, so gut geworden war. Doch wir haben weit mehr geschafft als nur ein Floß zu bauen, das uns alle über Wasser hielt. Während des Baus lernten wir auch, mehr zu vertrauen, unsere Meinungen offen zu äußern, wir wuchsen aneinander und miteinander. Am Ende hörte ich von einigen den Satz: „Das war die beste Kurswoche, die wir bisher hatten, ich hab noch nie so etwas Cooles gemacht!“.
Viel wichtiger als das ist meiner Meinung nach der Wert dieser Erfahrung und das, was man über sich und andere gelernt hat, mitzunehmen und in seinen Alltag einzubauen.