Leonhard: Ein freiwilliges soziales Jahr in der Hauptstadt Bogotás?
Leonhard berichtet von seiner Zeit in Bogotá, Kolumbien (Freiwillige 2018/19)
Ich muss zugeben, dass ich mir zum Zeitpunkt der Bewerbung noch nicht viel unter dem FSJ in Bogotá vorstellen konnte. Ich wusste, dass ich in der sozialen Organisation Colectivos por la Vida in Bogotá arbeiten würde und dort bei Workshops für Kinder mithelfen sollte, aber das wars auch!
Nach meinem Abitur war es dann endlich soweit und nach 2 Seminaren und dem Kolumbienwochenende, ging es dann im August 2018 los. Die Seminare vor der Ausreise mit den anderen Freiwilligen, die zum Teil auch nach Kolumbien aber auch nach Ecuador, Sambia oder Ghana gehen, gaben einem das Gefühl nicht allein mit Allem zu sein. Hier schweißt man als Gruppe von 10-15 Personen zusammen aber lernt auch wichtige Dinge über das Zielland, Verhaltensweisen in verschiedenen Situationen, Sinn des FSJ und Vieles mehr. Nach den Seminaren bin ich dann mit meinen drei kolumbianischen Mitfreiwilligen Pia, Amelie und Henrik zusammen den Hinflug angetreten. Wir waren sehr aufgeregt und übten noch fleißig im Flugzeug einige spanische Sätze und Wörter… Wer sind die Menschen die wir gleich sehen werden? Sind Sie nett?….
So habe ich mich also gefühlt kurz vor der Ankunft in Kolumbien. Viel Aufregung und viele Fragen schwirren einem im Kopf herum. Dazu könnt ihr aber mehr in den regelmäßigen Blogposts von meinem Kolumbienblog sehen.
In meinem FSJ habe ich viele neue Erfahrungen und dadurch auch viele Erkenntnisse unserer Welt gewonnen. Hier eine kleine Zusammenfassung:
Kolumbien und Bogota
Die Vielfalt Kolumbiens kann man kaum in Worte umfassen. Die Kultur Kolumbiens ist lebendig und bunt. Die Spontaneität, das Tanzen und die Natur gehören auf jeden Fall zu Kolumbien. Auch die Landessprache Spanisch, die ich vor dem Antritt meines FSJs nur sehr grundlegend beherrschte konnte ich dank eines Intensivkurses in Kolumbiens schnell weiter ausbauen.
Bogotá ist eine sehr große Stadt und die Orientierung fällt deswegen sehr schwer und die Reisezeiten länger als man es wahrscheinlich gewohnt ist in Deutschland. Aber dafür hat Bogotá sehr viel Kultur zu bieten, diverse Clubs, Bars, Museen und Kinos. Viele Events sind sogar kostenlos. Davon habe ich viel genutzt und war bei einigen Musik Festivals, Sportevents.
In meiner Wohnung in Bogotá herrschte eigentlich immer ein angenehmes Klima, sodass ich mich schnell hier richtig zuhause gefühlt habe. Ich war für meinen Mitbewohner der deutsche „Bruder“ und er mein kolumbianischer „Bruder“ und so kann man sich ungefähr auch schon das entspannte und freundliche Miteinander vorstellen. Das eigenständige Leben mit alldem, was dazu gehört, war eine wertvolle Erfahrung.
Colectivos por la Vida und Familie
Colectivos por la Vida ist eine kleine soziale Familienorganisation deren Chefin Nelly ist. Nelly ist super lieb und hilfsbereit. Aber auch die gesamte Familie ist sehr offen, freundlich und hat mich sehr in das Familienleben eingebunden, sodass ich mich wie ein Teil der Familie gefühlt habe. Dadurch findet man sehr schnell Anschluss und ist immer unterwegs und lernt neue Sachen kennen. Ich habe mit Mario, dem Sohn von Nelly, zusammengewohnt, was eine tolle Erfahrung war, da wir viel zusammen gemacht haben – von Einkaufen bis Ausflügen und gemeinsamen Feiern.
Arbeit und Projekt
Das Projekt „Manifiesto de Sueños por la Vida“ (dt. Manifest der Träume für das Leben), in dem ich gearbeitet habe, halte ich für ein sehr wichtiges Projekt, da es genau die leicht verwundbare Bevölkerung anspricht und sehr wichtige Themen vermittelt, die nicht in der normalen Schule gelehrt werden. So werden Themen zur Geschlechtergerechtigkeit, Umwelt, Menschenrechte oder auch die Ideen zum eigenen Lebensprojekt und viele mehr behandelt.
Während meines FSJs habe ich bei der Vorbereitung und Durchführung der wöchentlichen Workshops und Ausflügen mitgeholfen und konnte eigene Ideen miteinbringen. Die Arbeit im Projekt hat mir viel Spaß gemacht.
Die Arbeit mit den Kindern werde ich wohl nie in meinem Leben vergessen. Vor allem die große Dankbarkeit der Kinder mir gegenüber ließen den Abschied noch schwerer machen. Viele Kinder hatten mir, obwohl sie in ärmlichen Verhältnissen leben, Geschenke gemacht oder Briefe geschrieben. Alle Briefe waren sehr herzlich und persönlich. Das hat mich innerlich sehr berührt. Diese Erfahrung möchte ich nicht missen, auch wenn die Arbeit mit den Kindern nicht immer einfach war.
Neben dem Projekt habe ich noch zwei Tage in der Bischofskonferenz Kolumbien gearbeitet und Bürotätigkeiten gemacht. Diese Arbeit war relativ eintönig und ist meines Wissens auch nicht mehr Bestandteil des FSJs.
Nach Kolumbien
Knapp zwei Jahre später versuche ich meine kolumbianische Note hier nicht zu verlieren, ebenso nicht wie der Kontakt zu meiner kolumbianischen „Familie“, Freunde und die spanische Sprache. Ich möchte auf jeden Fall noch einmal zurückkommen!
In diesem zusammenfassenden Bericht konnte ich bei Weitem nicht alles abdecken. Ich habe während meines FSJs einen Blog geschrieben, der genauere Blogeinträge mit Eindrücken enthält über all das, was ich in Kolumbien so gemacht und erlebt habe, oft auch mit vielen Fotos. Also schaut mal rein: leofsjcol.wordpress.com